Die ehemalige Bundesfamilienministerin und mögliche SPD-Spitzenkandidatin zur Abgeordnetenhaus-Wahl in Berlin Franziska Giffey verliert ihren Doktortitel. Dies teilte die Freie Universität Berlin nach einer Überprüfung der Dissertation und umfassender Beratung des Präsidiums am Mittag mit. Giffey erklärte indes, die Entscheidung akzeptieren zu wollen.
Doktortitel von Franziska Giffey: „Täuschung über die Eigenständigkeit ihrer wissenschaftlichen Leistung“
Die Hochschule begründete den drastischen Schritt damit, dass der Doktorgrad durch „Täuschung über die Eigenständigkeit ihrer wissenschaftlichen Leistung“ erworben worden war. Im Detail seien Textpassagen und Literaturnachweise anderer Autoren übernommen worden, eine hinreichende Kennzeichnung dafür fehle jedoch. Giffey erklärte in einem von den Sozialdemokraten in Berlin verteilten Statement, die Entscheidung zu akzeptieren. Sie stehe jedoch zu ihrer Aussage, die Arbeit „nach bestem Wissen und Gewissen verfasst“ zu haben. Giffey bedauere die Fehler und stellte klar, dass dieser „weder beabsichtigt noch geplant“ waren.
Giffey: Rücktritt vor Aberkennung
Schon im Mai hatte Giffey das Amt der Bundesfamilienministerin aufgegeben, jedoch gleichzeitig erklärt, an ihrer Spitzenkandidatur für das Berliner Abgeordnetenhaus festhalten zu wollen. Zuvor hatte sich der Konflikt um ihre Doktorarbeit über Monate gezogen. Im Herbst 2019 hatte die Freie Universität Giffey eine Rüge wegen Mängeln an ihrer Dissertation erteilt, was jedoch massive Kritik hervorrief. Eine fünfteilige schriftliche Anfrage der Berliner AfD-Fraktion an den Senat zur Überprüfung von Giffeys Doktorarbeit rollte den Fall im Frühjahr 2020 dann nochmal neu auf. Die Rüge wurde im weiteren Verlauf zurückgenommen und eine erneute Prüfung durch ein neues Gremium angeordnet. Etwas über ein Jahr später steht der Verlust des Doktortitels für die SPD-Spitzenpolitikerin.
TM
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