Kalenderblatt 17.Juni 1953

Kalenderblatt 17.Juni 1953

Mittwoch, der 17. Juni 1953, über acht Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges in Europa erzittert der Asphalt der Berliner Straßen unter den Ketten sowjetischer T34-Panzer, Fensterscheiben klirren vom Dröhnen der Motoren, Schüsse fallen. Was war geschehen?

Die sozialistische SED-Marionettenregierung in der sowjetischen Besatzungszone sah sich mit dem Widerstand eben der Klasse konfrontiert, welche sie angeblich aus der faschistisch/kapitalistischen Unterdrückung erretten wollte. Anspruch und Wirklichkeit lagen in kommunistischen Regimen eben schon immer sehr weit auseinander. Begonnen hatte alles verhältnismäßig harmlos mit einer Erhöhung der Arbeitsnorm um zehn Prozent, also eine zehn-prozentige Verlängerung der Arbeitszeit bei gleichbleibenden Gehalt. Bereits 1953 war die wirtschaftliche Lage des realexistierenden Kommunismus in der DDR ruinös und die DDR-Führung beschloss diese Missstände auf dem Rücken der Arbeiterschaft zumindest zeitweilig zu kaschieren. Auf den Berliner Großbaustellen rund um die entstehende DDR-Prachtstraße, Stalinallee, die heutige Karl-Marx-Allee in Berlin Friedrichshain, formierte sich spontaner Widerstand.

Das aus Sicht der DDR-Bonzen Undenkbare trat ein und am 16. Juni zogen zahlreiche Berliner Bauarbeiter vor das Gewerkschaftsgebäude und anschließend vor das Regierungsgebäude um machten ihrem Ärger lautstark Luft. Aufgeschreckt, ja geradezu panisch versprachen die SED-Größen, die Normerhöhung zurückzunehmen, doch dafür war es bereits zu spät. Der Arbeiter in der DDR hatte generell genug vom angeblichen Arbeiter- und Bauernstaat der DDR. Die Forderungen bezogen sich längst nicht mehr auf die unverschämte Arbeitszeiterhöhung, sondern auf den Rücktritt der SED-Regierung, das Ende der Stasi-Bespitzelung und die Abhaltung freier demokratischer Wahlen. Für den 17 Juni riefen die Berliner Demonstranten in der ganzen DDR zum Generalstreik auf und der Ruf verhallte keineswegs ungehört. In über 500 Städten und Orten der DDR kam es zu Streiks und Kundgebungen, alleine in Gera versammelten sich über 20 000 Menschen, um gegen das Unrechtsregime der DDR zu demonstrieren, für Freiheit, Demokratie und die Einheit des deutschen Vaterlandes. Der Zorn des Volkes entlud sich gegen die Verwaltung wie die Unterdrückungsorgane, vor allem gegen Volkspolizei und das verhasste Ministerium für Staatssicherheit.

Es wurden Polizeistationen und Gefängnisse gestürmt, ebenso wie Kreis- und Bezirksverwaltungen. Für einen Moment geriet die ganze DDR ins Wanken und wandte sich weinerlich an den sowjetischen großen Bruder. Dieser reagierte wie es von einer kommunistischen Diktatur zu erwarten war. Um 10 Uhr rückten sowjetische Panzer und motorisierte Verbände in Berlin ein, etwas später in vielen anderen mitteldeutschen Städten. In 167 der 217 Kreise der DDR wurde der Ausnahmezustand verhängt und die sowjetische Militärmacht löschte die aufflammende Fackel der Freiheit schnell, auch wenn es noch bis Mitte Juli zu Aktionen und Streiks kam. Die Anzahl der Getöteten wird in der Wissenschaft kontrovers diskutiert. Von mindestens 70 Toten während des Aufstandes selbst muss man ausgehen, andere Quellen gehen von über 500 Toten aus. Hinzu kommen Hinrichtungen und teils sehr lange Haftstrafen, die in Schauprozessen im Anschluss an den 17 Juni, gegenüber 1 526 Angeklagten verhängten wurden. Der Ruf nach Freiheit in der DDR erstickte im Blut.

In der Bundesrepublik Deutschland wurde der 17. Juni bis 1990 als Tag der deutschen Einheit und Nationalfeiertag begangen, bis er vom 3. Oktober als solcher abgelöst wurde. Bis heute bildet er einen offiziellen staatlichen Gedenktag.

Dem wollen wir uns gerne anschließen und den vielen unbekannten Helden des 17. Juni und der Opfer sozialistischer Unrechtsherrschaft in Deutschland gedenken. Wie viel Mut brauchte es der übermächtigen SED und der Roten Armee mit dem Ruf nach Demokratie und staatlicher Einheit zu begegnen und wie nötig brauchen wir gerade heute das leuchtende Beispiel dieses unerschütterlichen Eintretens für die Freiheit. Wir danken allen bekannten und unbekannten Freiheitskämpfern des Volksaufstandes in der DDR 1953 und werden ihre Opfer nie vergessen.

TM

Kalenderblatt 17.Juni 1953 Zuletzt aktualisiert: 17.06.2020 von Team Münzenmaier

One Reply to “Kalenderblatt 17.Juni 1953”

  • Siegfried Tutas

    Von Siegfried Tutas

    So ein Volksaufstand wäre jetzt auch von Nöten, bevor sich das kommunistische System noch weiter stärkt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Putin diesem dummen System wieder Bruderhilfe leistet. Ich glaube eher, dass er dafür viel zu clever ist und eine gemeinsame Wirtschaft mit dem klugen Deutschland von einst bevorzugt. Dieser Volksaufstand hätte auch deutlich größere Chancen als damals. Damit könnte man ebenso der NWO Einhalt gebieten. Ich glaube auch nicht, dass sich unsere Polizei schlussendlich auf deren Seite schlagen würde, weil die Vopos von damals wissen wie schlecht sie bezahlt wurden und wie verhasst sie waren.

Comments are closed.