Bei Markus Lanz: Trotziger Söder pöbelt

Bei Markus Lanz: Trotziger Söder pöbelt

Am Mittwochabend begrüßte der bekannte ZDF-Moderator Markus Lanz VW-Chef Herbert Diess, Bauingenieurin Lamia Messari-Becker und den Autor Frank Schätzing in seiner Show, um über die Zukunft der Mobilität zu diskutieren. Im Mittelpunkt stand jedoch der aus München zugeschaltete bayrische Ministerpräsident Markus Söder, der sich für einen größeren Druck in der Impfkampagne aussprach und sich enttäuscht vom eigenen Wahlprogramm zeigte. Zudem pöbelte der 54-Jährige in Richtung des Talkgastgebers.

Corona-Hardliner Söder: Geimpfte sollen mehr Freiheit erhalten

Zu Beginn sprach sich Söder dafür aus, dass Corona-Tests, nachdem jeder Bürger ein Impfangebot erhalten habe, nicht mehr kostenlos herausgegeben werden: „Wer sich nicht impfen lassen will, der muss die Verantwortung tragen und beispielsweise auch die Tests selber bezahlen“, so der bayrische Landeschef, der damit auf Konfrontation mit dem Unions-Kanzlerkandidaten Armin Laschet (CDU) ging. Ebenso schloss der CSU-Chef nicht mehr aus, dass ungeimpfte Personen bestimmte Bereiche des öffentlichen Lebens nicht mehr wahrnehmen könnten. Im Verlauf des Gesprächs entwickelte sich dabei ein wahrer Schlagabtausch zwischen Moderator Lanz und Corona-Hardliner Söder. Als Lanz zu Beginn richtigerweise anführte, dass man Ungeimpfte „nicht pauschal in eine komische Ecke rücken dürfe“, betonte der 54-Jährige, er respektiere diese Entscheidung. Jedoch gebe es eben Konsequenzen in Form von selbstbezahlten Tests.

Söder vs. Laschet: Versuche der Beschwichtigung

Als Lanz Söder daraufhin damit konfrontierte, dass Laschet in den vergangenen Tagen einen ganz anderen Kurs eingeschlagen hatte, versuchte der Ministerpräsident, zu beschwichtigen. Die beiden Spitzenpolitiker hätten einen anderen „Akzent“, jedoch sei es aus seiner Sicht verfassungswidrig, „wenn man Vollgeimpfte auf Dauer mit den gleichen Einschränkungen versieht, wie diejenigen, die nicht geimpft sind.“ Lanz wiederum verwies auf Menschen aus prekären Verhältnissen, für die die Tests kaum bezahlbar seien. Der bayrische Landeschef zeigte wenig Verständnis: Man könne froh sein, in Deutschland zwei kostenlose Impfungen erhalten zu können. Eine Impfpflicht sei natürlich trotzdem nicht vorgesehen, so Söder.

Lanz: Es läuft letztlich auf eine Impfpflicht hinaus – Söder stänkert

Diesen Aspekt ließ Lanz seinem zugeschalteten Gast nicht so einfach durchgehen:  “Sie vermeiden das Wort Impfpflicht, aber letztlich läuft es darauf hinaus.” Söder rechtfertigte sich mit der Wortneuschöpfung „Grundrechtsschutz“. Lanz hakte im weiteren Verlauf öfter nach und betonte, dass er bei den Aussagen Söders nicht mehr mitkomme. Zudem verriet der ZDF-Gastgeber, dass der CSU-Chef am Donnerstag nach der Wahl sein Gast sein würde. “Sie sind schon schlau und trickreich”, stänkerte der 54-Jährige.

Wahlkampf: Enttäuscht vom eigenen Programm

Unfreiwillig komisch wurde es, als die Diskussion in Richtung des Union-Wahlkampfs schwenkte. Söder zeigte sich offensichtlich unzufrieden. Es müsse ein Zahn zugelegt werden, so der 54-Jährige, der nicht darauf vertrauen wolle, „dass die Grünen noch mal sechs Wochen lang die gleichen Fehler machen.“ Auch das eigene Unions-Wahlprogramm kritisierte Söder überraschend: „Ich hätte mir an einigen Stellen noch mehr und Pointierteres vorstellen können.“ Als Lanz im Anschluss die berechtigte Nachfrage stellt, ob der CSU-Chef enttäuscht sei, dann die trotzige Antwort: „Nö“, eine lange Pause, „Warum?“

Zum Ende gab es noch einen heftigen Seitenhieb des Moderatos in Richtung Bayern. Lanz bezeichnete Söder in der Verabschiedung als „aufrechten CDU-Wahlkämpfer“. Kurz zuvor hatte der Franke einen Baerbock/Habeck-Vergleich damit pariert, dass Lanz „Ärger“ produzieren wolle.

Ärger in der Union scheint nach diesem Auftritt in jedem Fall vorprogrammiert.

TM

Bei Markus Lanz: Trotziger Söder pöbelt Zuletzt aktualisiert: 29.07.2021 von Team Münzenmaier