Baerbock bei Anne Will: 22 Minuten Werbeblock!

Baerbock bei Anne Will: 22 Minuten Werbeblock!

Die Medienlandschaft in Deutschland überschlägt sich in Lobeshymnen über Annalena Baerbock, die neue Kanzlerkandidatin der Grünen. Laut Spiegel sei sie „Die Frau für alle Fälle“, niemand käme mehr an der Hannoveranerin vorbei. Und auch die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender werden nicht müde, der Grünen Bundestagsabgeordnete die größtmögliche Bühne zu bieten.

Annalena Baerbock zu Gast bei Anne Will

So auch gestern Abend bei Anne Will, wo es eigentlich um das im Schweinsgalopp durch Bundestag und Bundesrat gepeitschte 4. Infektionsschutzgesetz gehen sollte. Geladen waren Gabriel Felbermayr, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Viola Prieseman und Wolfgang Merkel. Doch die Sendung verkam zu einem einzigen Werbeblock für die Grünen-Kandidatin, die wieder einmal wenig kritische Nachfragen ertragen musste.

Die große Genderfrage

Alle Zuschauer, die sich auf eine lebhafte Diskussion über das umstrittene Bevölkerungsschutzgesetz gefreut hatten, wurden zu Beginn der Sendung erst einmal auf einen späteren Zeitpunkt vertröstet. Mit einem Einzelgespräch wolle Will mit Baerbock einsteigen, hauptsächlich um zu erörtern, ob das Geschlecht der entscheidende Punkt für die Nominierung der Bundestagsabgeordneten zur Kanzlerkandidatin gewesen sei. Robert Habeck, enttäuschter Co-Bewerber, habe dies so in einem Interview nach der Kandidatenkür so kundgetan. Die 40-Jährige weicht aus und betont, dass die Emanzipation zwar ein Grund gewesen sei, aber natürlich nicht der einzige. Die Partei habe es gleichermaßen ihr als auch Habeck zugetraut. Der ARD-Gastgeberin reicht diese Antwort nicht: Sie sei froh gewesen, hätte keine Überbetonung der Geschlechterrolle stattgefunden. Für einen kurzen Moment scheint nicht ganz sicher, ob nicht doch Will die Spitzenkandidatin der Grünen ist, so verbissen kämpft sie sich an der Geschlechterfrage ab.

Viele Phrasen, wenig Inhalte

Baerbock versucht im Anschluss in bester Altparteienmanier, mit allgemeinen Phrasen auf andere Themen überzuleiten. Sie habe sich persönlich geprüft und gefragt, was „es alles für dieses Land, für diesen Job“ brauche. Ein ganzes Potpourri aus allgemeinen Phrasen folgt: Durchsetzungsfähigkeit, Entschlossenheit, Empathie, Menschlichkeit.

Das Stichwort „Durchsetzungsfähigkeit“ nimmt Will wiederum auf, um wieder auf Habeck zu verweisen, dem diese eventuell fehle.

Die Kanzlerkandidatin beschwört daraufhin den Zusammenhalt in ihrer Partei:

„Das wird ein schwieriger Weg, und das schaffen wir nur gemeinsam, nicht nur Robert und ich, sondern die ganze Partei und mit vielen, viele Menschen in diesem Land.“

Bei der anschließenden Beschreibung ihrer Vorzüge ist Baerbock kaum von Bundeskanzlerin Angela Merkel zu unterscheiden. Inhalte scheint die Bundesvorsitzende ihrer Partei zu scheuen wie der Teufel das Weihwasser. Stattdessen gibt es Phrasendrescherei ohne Ende:

Sie habe „einen klaren Kompass“ und trete für „einen neuen Führungsstil an“. Zutrauen und Zuhören müsse man den Menschen, in „Krisensituationen bereit sein, unterschiedliche Perspektiven sich anzuhören“.

Baerbock: Gesellschaftspolitik und Klimakrise

Neben der Wirtschafts- und Außenpolitik wolle sich Baerbock für eine starke Gesellschaftspolitik einsetzen. Der soziale Kitt sei, „was uns durch diese Krise getragen hat.“ Natürlich folgt wenige Momente später das entscheidende Thema für alle Grünen: „Das große Thema ist die Klimakrise!“

Etwas beleidigt scheint die Bundestagsabgeordnete zu werden, als Will die öffentlich-rechtliche Wohlfühloase kurz verlässt und auf die Regierungserfahrung der anderen Kandidaten hinweist.

„Wenn Regierungserfahrung der einzige Garant dafür ist, Dinge wirklich neu und besser zu machen, dann könnte die GroKo einfach weiterregieren“, antwortet die Grüne fast trotzig und verweist auf Habeck, der aufgrund seiner Erfahrung in Schleswig-Holstein die Koalitionsverhandlungen vorbereite:

„Ja, das sind Verantwortungsbereiche, die ich nicht mitbringe. Dafür kann ich anderes. Ich habe großen Respekt und große Demut.“

Dazu sei sie sehr lernfähig, erläutert Baerbock. Thematisch wertvoller wird es heute nicht mehr.

Grüne Extra-Wurst verdrängt wichtiges Thema

Die Baerbock-Show zu Beginn raubte den anderen Gästen fast ein Drittel der Sendezeit. Eine tiefgreifende Diskussion zum restriktiven Infektionsschutzgesetz blieb daher leider aus. Auch über die satirische Kritik einiger populärer Schauspieler an den umstrittenen Corona-Maßnahmen wurde nicht diskutiert. Leider scheint es der öffentlich-rechtlichen Redaktion wichtiger, ihre Wunschkandidatin für das Kanzleramt umfassend zu inszenieren. Also alles wie immer bei den Grünen-Haussendern.

TM

Baerbock bei Anne Will: 22 Minuten Werbeblock! Zuletzt aktualisiert: 26.04.2021 von Team Münzenmaier

One Reply to “Baerbock bei Anne Will: 22 Minuten Werbeblock!”

  • Heidi Walter

    Von Heidi Walter

    Wenn man wissen will, wo dieses Land ended, sollte sich den Film von Imad Karim “Dekadenz – Jubelnd in den Untergang” ansehen. Leider kann man den Link hier nicht einstellen, aber bitte danach googeln. Absolut sehens- und verbreitungswert.

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