Wegen Plagiatsverfahren: Franziska Giffey verzichtet auf Doktortitel

Wegen Plagiatsverfahren: Franziska Giffey verzichtet auf Doktortitel

Als Bundesfamilienministerin Franziska Giffey im Jahr 2010 an der Freien Universität Berlin für ihre Dissertation „Europas Weg zum Bürger – Die Politik der Europäischen Kommission zur Beteiligung der Zivilgesellschaft“ zur Doktorin der Politikwissenschaft ernannt wurde, ahnte sie wohl nicht, welche Folgen die Arbeit für ihre politische Karriere haben würde. Die Sozialdemokratin sah sich mehrmals dem Vorwurf ausgesetzt, bei ihrer Arbeit betrogen zu haben und den Doktortitel so zu Unrecht zu führen. Im Oktober 2019 rügte sogar die Universität in Berlin die Arbeit Giffeys. Ein Jahr später gelangte ein 13-seitiges Gutachten an die Öffentlichkeit, welches die Dimension des Schummelns dokumentierte. Mindestens 27 Plagiate sollen in der Arbeit Giffeys zu finden sein, insgesamt 119 Passagen seien zu beanstanden.

Die Freie Universität Berlin entzog der Sozialdemokratin den erworbenen Titel trotzdem nicht. Giffey konnte sich in ihrem Lebenslauf weiter mit den wissenschaftlichen Ehren schmücken und öffentliche Dokumente stolz mit „Frau Dr.“ unterschreiben. Bis jetzt.

Im Zuge der immer stärker aufkommenden Kritik von allen Seiten scheint das ständige Hin- und Her in der Plagiatsaffäre um die Doktorarbeit offenbar ein abruptes Ende gefunden zu haben. In einem Schreiben an den Präsidenten der Universität erklärte die Bundesfamilienministerin, in Zukunft auf ihren Titel zu verzichten.

Ein spätes Schuldeingeständnis oder Kalkül, um noch weitreichendere Erkenntnisse und einen daraus folgenden Rücktritt zu verhindern?

Nach bestem Wissen und Gewissen?

Im Schreiben formulierte Giffey, ihr Doktorwerk „nach bestem Wissen und Gewissen“ verfasst zu haben. Trotzdem habe sie sich für diesen Schritt des Verzichts entschieden, um ihre Familie, ihre politische Arbeit und ihre Partei vor weiterem Schaden zu bewahren.

Die SPD reagierte mit Respektsbekundungen und Applaus auf die Entscheidung der Bundesfamilienministerin. Aziz Bozkurt, Bundesvorsitzender der AG Migration und Vielfalt in der SPD lobte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter: „Hut ab Franziska Giffey!“ Kevin Hönicke, stellvertretender Bezirksbürgermeister und Stadtrat in Lichtenberg, zollte Giffey „Respekt für diese Entscheidung“. Und Helmut Kleebank, Bürgermeister von Spandau, ließ seinen verschwörungstheoretisch anmutenden Gedanken freien Lauf: „Es geht um eine starke Frau, die zu Fall gebracht werden soll.”

Ob das der Wähler auch so sieht?

Franziska Giffey gibt Doktortitel ab – Komplettes Kalkül!

In der Ankündigung von Franziska Giffey, ist weder eine Wohltat noch eine respektable Handlung zu vermuten. Vielmehr schützt sich die Familienministerin vor einem drohenden Rücktritt, welchen sie im Falle einer Aberkennung durch die Universität Berlin selbst angekündigt hatte. Daher ist zu hoffen, dass die Freie Universität Berlin dringend das angekündigte Plagiatsverfahren weiter aufrollt und systematisch prüft, ob eine Täuschung vorliegt oder nicht. Falls dies der Fall sein sollte, muss die Sozialdemokratin den Anstand haben und ihre Ankündigung in die Tat umsetzen.

TM

Wegen Plagiatsverfahren: Franziska Giffey verzichtet auf Doktortitel Zuletzt aktualisiert: 13.11.2020 von Team Münzenmaier