TV-Kritik: Thüringen-Talk bei Maybrit Illner mit Gauland

TV-Kritik: Thüringen-Talk bei Maybrit Illner mit Gauland

 

Maybrit Illner lud am Donnerstag zum Talk über das politische Beben, welches die Ministerpräsidentenwahl im Thüringer Landtag auslöste. Bei der Gästeauswahl wurde diesmal die AfD berücksichtigt und so wurde auch Alexander Gauland eingeladen.

Weitere Gäste waren die FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg, der CDU-Ministerpräsident von Sachsen Michael Kretschmer, der grüne Wolf im Schafspelz Robert Habeck, die Linksradikale Janine Wissler von der Linkspartei und „WELT“-Chefredakteurin Dagmar Rosenfeld. Aufgrund der geradezu hysterischen Stimmung in Presse- und Altparteienlandschaft versprach die Sendung schon im Vorfeld hitzige Diskussionen.

Distanzierungen schon zu Beginn

Zu Beginn der Sendung wurde ein Zitat von Alexander Gauland eingeblendet. Dieser hatte am vergangenen AfD-Bundesparteitag prophezeit, dass die AfD irgendwann so stark sein werden, dass an ihr kein Weg vorbeigehe. Es folgen Einspieler von entsetzten Altparteien-Politiker. Die Talkrunde war damit eröffnet.

Als erste in der Runde darf sich Linda Teuteberg äußern. Erwartungsgemäß ging die FDP-Generalsekretärin erst einmal auf inhaltliche Distanz zur AfD und betonte, die Wahl sei ohne Absprachen geschehen und die FDP werde sich für Neuwahlen einsetzen.

Michael Kretschmer übt sich auch zu Beginn mit Abgrenzung zur AfD und er hält dieses Ergebnis für „Unsinn“. Kretschmer hat allerdings auch „null Komma null Verständnis“ für einen Ministerpräsidenten, der sich ohne Mehrheit zur Wahl stellt. Das ging an die Adresse Bodo Ramelows. Neuwahlen sind für ihn ein Weg, aber er legt sich in Bezug auf die Thüringer Landtagsfraktion nicht fest. Natürlich dürfen die üblichen Vorwürfe nicht fehlen und der sächsische Ministerpräsident zieht den ersten unsäglichen NS-Vergleich mit der AfD. Der Frage nach dem Demokratieverständnis wegen der Merkel-Forderung das Wahlergebnis „rückgängig“ zu machen, weicht Kretschmer aus.

Die Journalistin Rosenfeld findet diese Wortwahl auch nicht passend. Sie legt ihre Analyse vor und merkt durch die Blume an, dass das Altparteienverhalten im Zuge der Wahl höchst unprofessionell war.

Getroffene Linke und Grüne

Robert Habeck mit bitterernster Miene gibt den Ankläger und meint, so kann es aus seiner Sicht nicht weitergehen. Er meint AKK habe ein Autoritätsproblem und Christian Lindner ein Glaubwürdigkeitsproblem. Dass die Grünen einen Kandidaten der FDP wählen, hält Habeck für absurd. Für ihn gibt es eben nur Bodo Ramelow als Ministerpräsidenten. Er sieht das Hauptproblem in der Abgrenzung zur Linkspartei und betonte mehrfach, die AfD als „Faschisten“ werden verharmlost, wenn die CDU sich von ihr und der Linkspartei gleichzeitig abgrenzt. Dass Habeck sich maximal linksoffen zeigen würde und die Grünen kein Problem mit Linksradikalen haben, war zu erwarten.

Kretschmer und Habeck zoffen sich kurz und das Wort geht über zu Alexander Gauland. Gauland betonte, es sei ein Wahlziel der AfD gewesen, eine bürgerliche Mehrheit herzustellen und Ramelow als Ministerpräsidenten zu verhindern. Und das hat die AfD eben getan. „Demokratie ist Kompromiss“ sagt Alexander Gauland und daher wurde eben nach einer absehbaren Chancenlosigkeit ein anderer bürgerlicher Kandidat gewählt. Das war kein Putsch, sondern eine demokratische Wahl. Herr Kemmerich ist ein bürgerlicherer Kandidat als Bodo Ramelow, auch wenn er der AfD nicht nahesteht.

Die linksradikale Janine Wissler giftet im Anschluss die üblichen linksradikalen Floskeln von „Faschisten“ und „Rechtsradikalen“. Unter dem Strich der einzige Inhalt von Linksradikalen, wobei unter „Rechts“ alles subsummiert wird, was ihnen nicht in die Agenda passt. Die Wut ist Frau Wissler deutlich anzusehen.

Bodo Ramelow hatte aus ihrer Sicht keine andere Wahl, als sich zur Wahl zu stellen. Der CDU-Vertreter widerspricht und kritisiert auch die radikale Wortwahl der Linkenvertreterin. Wissler keift sofort in Rage zurück. Ein unterirdischer erster Auftritt der Linkspartei-Vertreterin und ein klares Zeichen, dass die AfD richtig handelte, indem sie eine zweite Amtszeit eines Ministerpräsidenten der Linkspartei verhindert hat.

Habeck kann gar nicht verstehen, dass die FDP nicht einfach Ramelow unterstützt hat und guckt betroffen in den Tisch als Teuteberg nicht davon abrücken wollte, dass sich die FDP aus ihrer Sicht eben unter anderem von radikalen Linken abgrenzen möchte.

Der Grüne will das Gespräch krampfhaft von Ramelow zur CDU und FDP weglenken und betont, bei diesen soll doch der Tabubruch gelegen haben.

Gauland bringt Rosenfeld und Kretschmer aus der Fassung

Dagmar Rosenfeld hält es für einen schlechten Stil, dass die AfD überhaupt einen Kandidaten aufstellt. Das sei Abzocken gewesen. Gauland widerspricht energisch und lässt nicht stehen, dass die AfD und Höcke Faschisten seien. Klare Worte des Vorsitzenden der AfD-Bundestagsfraktion. Als Rosenfeld versucht, ein Zitat von Alexander Gauland zu verdrehen, stellt er dies auch deutlich richtig. Die Journalistin der Welt gerät ins Schlingern und wirft mit Vorwürfen von völkischem Gedankengut und sogar Antisemitismus um sich. Gauland lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen.

Laut Rosenfeld hat die Wahl die AfD ins bürgerliche Lager geholt. Laut ihm war das Handeln ein Pakt mit der AfD, Gauland nennt das Demokratie. Kretschmer wählt seine Worte vorsichtiger als Angela Merkel und meint, das Ergebnis müsse „korrigiert“ werden und lobt lieber sein eigenes Verhalten nach der Sachsenwahl. Er versucht den schwarzen Peter Richtung Rot-Rot-Grün zu schieben. Illner blendet jetzt drastische Aussagen von CDU-Funktionären ein. Illner fragt nach den Konsequenzen welche die CDU denn nach den Drohungen für die Thüringer Landtagsfraktion ziehen möchte. Kretschmer weicht der Frage aus und rettet sich wieder ins AfD-Beschimpfen. Erneut fallen Wörter wie „faschistoid“. Ein inhaltliches Armutszeugnis. Er will alles dafür tun, dass die AfD nicht in Verantwortung kommt. Gauland weist darauf hin, dass dies auch viele in der CDU anders sehen, auch in seiner sächsischen CDU.

Situation bei CDU und FDP

Frau Rosenfeld wird nach dem CDU-Führungsproblem gefragt und führt aus, dass die CDU ein deutlich sichtbares Führungsproblem hat und sieht AKK angezählt. Robert Habeck mit betroffenem Hundeblick meint, die Wahl sei definitiv kein Zufall gewesen und deutet an, es müsse doch Absprachen mit der AfD im Vorfeld gegeben haben.

Erfreulicherweise wird das konstruktive Angebot zur Mitarbeit von Björn Höcke an den neuen Ministerpräsidenten in Form eines Briefes nahezu vollständig eingeblendet. Der Zuschauer kann sich so ein eigenes Bild machen. Auf Nachfrage betont Gauland, es habe keine Absprachen im Vorfeld weder mit der FDP noch mit der CDU gegeben. Habeck sieht das anders, Teuteberg widerspricht den Verschwörungstheorien und Unterstellungen.

Die Moderatorin lenkt die Diskussion in Richtung von Christian Lindner und spielt zwei Statments des FDP-Parteivorsitzenden innerhalb der vergangenen Tage ein. Illner fragt die FDP-Generalsekretärin nach dem Ausgang der Vertrauensfrage von Lindner im Parteivorstand. Sie geht davon aus, dass ihm das Vertrauen ausgesprochen wird.

Weitere Unverschämtheiten der Linken Wissler

Nun darf Janine Wissler wieder zu Wort kommen. Die Frage nach der Mehrheit von Ramelow beantwortet sie nicht, sondern pöbelt sofort wieder los, dass es kein Unfall oder Zufall gewesen ist und findet Aussagen des neuen Ministerpräsidenten dumm und wittert Testballons zur Zusammenarbeit mit der AfD. Es folgen die nächsten NSDAP- Vergleiche und spricht direkt unverschämt und NS-verharmlosend davon, dass die AfD ja Nachfolger der Errichter von Konzentrationslagern sei. Bei solchem Unfug kann Gauland nur müde lächeln. Den öffentlichen Aufschrei lobt Wissler, ein Hinweis, dass die Aufregung von Linksradikalen regelrecht orchestriert ist.

Gauland weist darauf hin, dass man auf Dauer nicht einfach ein Viertel der Wähler ausgrenzen kann. Das geht nicht in einer Demokratie. Kretschmer betont erst, dass er niemanden ausschließen möchte um dann im nächsten Satz zu betonten, dass er die AfD aus dem demokratischen Diskurs ausschließt. Er widerspricht sich im selben Satz einfach selber.

Phrasen zum Schluss

Ilner blendet die Aussage des Sprechers der Werteunion ein, der die Abwahl Bodo Ramelows begrüßte. Kretschmer macht deutlich, dass er Kemmerich als Kandidat gut finde, aber er eben mit den falschen Stimmen gewählt wurde. Das zeigt deutlich ein mangelndes Demokratieverständnis.

Rosenfeld lobt die Brandmauern und überzogenen Aussagen von CDU / CSU Funktionären und weiß natürlich genau, was Mike Mohring jetzt machen sollte und zwar, Neuwahlen zuzustimmen. Robert Habeck lobt Michael Kretschmer, dass er lieber mit den Grünen als der AfD zusammenarbeitet und bezeichnet es als Führungsversagen, wenn die CDU nicht mit linksradikalen Parteien paktiert. Für ihn brennt nicht nur Thüringen, sondern bei einer Zusammenarbeit mit der AfD auch die Demokratie. Kleiner geht es scheinbar bei den Grünen nicht.

Kretschmer wird gefragt, ob er es denn gut finde, wenn es eine große Altparteienkoalition gegen die AfD gebe. Phrasen sind die Antwort. Die AfD ist für ihn keine bürgerliche Partei. Für ihn gibt es viele Möglichkeiten, wenn „der Wille nur vorhanden ist“.

Robert Habeck darf nochmal ausführen, dass er die AfD für „rechtsradikal“ hält und meint, es müsse geklärt werden, dass so etwas wie in Thüringen nicht passiert. Die Linke Wissler fordert, dass es einen zweiten Anlauf bei der Ministerpräsidentenwahl gibt und sie unterstellt sogar der CDU, dass es sich um Brandstifter handelt. Gauland weist verschmitzt daraufhin, dass dies eben der normale Umgangston der Linken ist.

Zum Abschluss gibt es von Habeck noch den Apell, die große Koalition in Berlin dürfe nicht wegen dieses Falles auseinanderbrechen, weil sonst das Geschäft der AfD geadelt werden würde. Damit darf er das letzte Wort sprechen.

Fazit

Der Talk hat bei genauerer Betrachtung die ganze Hilflosigkeit der Altparteien offengelegt. Teuteberg versuchte die ganzen Vorwürfe an die FDP wegzulächeln, während Kretschmer einfach den Eindruck erwecken wollte, er sei doch in Sachsen im Gegensatz zu den Thüringer Kollegen den richtigen Weg gegangen.

Außer unsäglichen NS-Vergleichen und Ausrastern war von der Linkspartei-Vertreterin nichts zu hören. Alexander Gauland war souverän und unaufgeregt. Dahingegen konnte die Journalistin in der Runde ihre Aufregung kaum verbergen. Der Grüne Robert Habeck verurteilt einfach jedes Verhalten, was dazu führt, dass die Grünen an einer Regierung nicht beteiligt werden. Viele neue Erkenntnisse brachte die Sendung am Ende nicht, aber die Zuschauer bekamen ein gutes Gespür dafür, wer in den letzten Tagen völlig die Fassung verlor und dass die AfD als bürgerliche Stimme der Vernunft für konstruktive Politik zur Verfügung steht.

TM

 

TV-Kritik: Thüringen-Talk bei Maybrit Illner mit Gauland Zuletzt aktualisiert: 07.02.2020 von Team Münzenmaier

2 Replies to “TV-Kritik: Thüringen-Talk bei Maybrit Illner mit Gauland

  • HGS

    Von HGS

    Janine Wissler hatte für diese Sendung genau zwei Sätze auswendig gelernt, die sie ständig wiederholt hat. Ob sie passten oder nicht. Das war ihr egal. Auf die eigentlichen Fragen der Moderatorin hatte sie jedenfalls keine Antworten.
    Ich frage mich noch immer, war das ihre schlechte Kinderstube oder wollte sie dadurch von ihrer Ahnungslosigkeit ablenken.

  • STB

    Von STB

    Den ganzen Abend habe ich darauf gewartet das auch mal erwähnt wird wie viele Wähler hinter der AfD stehen. Dann endlich wurde es von Herrn Gauland ausgesprochen und vortrefflich ignoriert. Man hätte deutlicher sagen sollen das 25 Prozent der Wähler in den A…. getreten werden.

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