TV-Bericht: Laschet und Neubauer in der Sendung von Anne Will

TV-Bericht: Laschet und Neubauer in der Sendung von Anne Will

Er steht mit dem Rücken zur Wand.

Der CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet sieht sich nicht nur persönlich unterirdischen Sympathiewerten in der Bevölkerung und innerparteilichem Streit gegenüber, sondern auch schlechten Umfragewerten seiner Union. Der Auftritt bei ARD-Talkmasterin Anne Will sollte wohl so etwas wie ein Befreiungsschlag sein, schließlich lud die Gastgeberin zum Thema „Von Corona-Krise bis Klimapolitik – kann die Union noch Kanzleramt?“ ein. Diese Steilvorlage konnte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident jedoch nicht nutzen. Statt Inhalten blieb den Zuschauern hauptsächlich ein Disput mit Klimaaktivistin Luisa Neubauer in Erinnerung, die wieder einmal nicht an Polemik, Arroganz und halb garen Behauptungen sparte.

Welchen Nährwert sich Will von der Einladung der 25-Jährigen versprach, bleibt wohl das Geheimnis der ARD-Journalistin. Die Politikwissenschaftlerin Ursula Münch und „Zeit“-Journalist Martin Machowecz mussten sich mit Statistenrollen zufriedengeben.

Zu Beginn bei Anne Will: Laschets Zahlendesaster und übertriebene Ausführlichkeit

Zum Einstieg in die Sendung legt Will den Finger in die Umfragewunde. Laschet pariert wie so oft mit der Landtagswahl 2017, die er ja trotz weit schlechterer Prognosen gegen die damalige Regierungschefin Hannelore Kraft (SPD) gewann. Für die Bewältigung der Aufgaben nach der Corona-Krise habe man „gute Argumente“, führt der CDU-Bundesvorsitzende weiter aus und verweist wiederum auf seine Erfahrung als „Regierungschef eines großen Industrielandes seit einigen Jahren.“

Was auf Deutschland zukommt, falls Laschet doch noch das Kanzleramt erobert und Annalena Baerbock (Die Grünen) und Olaf Scholz (SPD) hinter sich lässt, folgt in den folgenden Minuten: Die Fragen von Will beantwortet Laschet so ausführlich, dass er der eigentlichen Beantwortung ausweicht und dafür eigene Punkte setzt. Seinem Schlinger-Kurs in der Corona-Krise setzt der 60-Jährige die Wichtigkeit von Schulöffnungen entgegen, der Kritik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) seine „Click and Meet“-Idee. Die langen Antworten Laschets sind im Anschluss die beste Einschlafhilfe nach einem langen Wochenende: Es gehe dem Aachener um Europa, den sozialen Aufstieg für alle Bürger in Deutschland und eine Modernisierung des Landes. Phrasen, die man so eben auch schon einhundert Mal gehört hat. Kritik an der Kanzlerin wiegelt der CDU-Mann ab: Die 66-Jährige hab in ihrer sechzehnjährigen Regierungszeit viel gut gemacht. In Anbetracht der Euro-, Migrations- und Coronakrise eine fragwürdige Einschätzung der Merkelschen Bilanz.

Neubauers unverschämter Angriff: Laschet überfordert

Im fortlaufenden Gespräch wird die Nominierung des ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen als CDU-Kandidat in Thüringen thematisiert. Die FridaysForFuture-Aktivistin Neubauer kann kaum an sich halten und stellt fragwürdige Thesen in den Raum. Maaßen verbreite „antisemitische und rassistische Inhalte“. Laschet wisse das, so Neubauer. Belegen kann die Umwelt-Aktivistin ihre Behauptung nicht. Laschet wirkt in der Situation insgesamt überfordert und braucht einige Momente, bis er sich wieder fängt. Wenn der CDU-Vorsitzende schon bei einer 25-jährigen Studentin so ins Schwitzen kommt, wie wäre es nur bei den Staatschefs der Welt?

Fast trotzig wirft Neubauer dem NRW-Ministerpräsidenten entgegen, „aber Rassismus ist noch okay oder wo ist da die Grenze?“ Zu diesem Zeitpunkt erinnert die Sendung eher an ein Gespräch auf dem Schulhof und weniger an eine politische Diskussion.

Der 60-Jährige kontert zögerlich, dass er gerade bei Antisemitismus kein Pardon kenne. Ein Parteiausschluss wäre die zwangsläufige Folge solcher Äußerungen. Beim Thema Klimaschutz lässt sich Laschet dann mit dem Lasso durch die Manege führen. In arroganter und vorlauter Manier fragt die 25-Jährige, ob die Regierung bereit sei, eine Politik zu machen, damit das Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens erreicht werden könne. Laschet scheint es Neubauer recht machen zu wollen und erklärt pflichtbewusst, dass das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutz umgesetzt werde. Die Studentin erläutert, dass das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 global gelte und die Bundesrepublik schon zwischen 2030 und 2040 klimaneutral sein müsse.

Der Bundesvorsitzende der CDU wirkt wiederum überfordert. Über eine langgezogene Antwort erläutert der Kanzlerkandidat, dass er sich für ehrgeizige Klimaschutzziele einsetze. Wohl ganz zur Freude der Grünen und ihren Jüngern in den Redaktionsstuben. Wieder einmal lässt sich die CDU ihre Agenda von Grünen diktieren: Hier live zu sehen bei der ARD.

TM

TV-Bericht: Laschet und Neubauer in der Sendung von Anne Will Zuletzt aktualisiert: 10.05.2021 von Team Münzenmaier

One Reply to “TV-Bericht: Laschet und Neubauer in der Sendung von Anne Will”

  • Ingrid Platen

    Von Ingrid Platen

    Ich kann nicht verstehen warum Herr Laschet immer so schlecht gemacht wird. Er macht in NRW eine gute Politik und hat in der Pandemie auch viele Sachen öffentlich hinterfragt. Wo waren die Grünen während der Pandemie ? Ich habe nichts von denen gehört oder gesehen. Mit der Mieten Preisdeckelung und der Windkraft sind die Grünen auch gescheitert. Zudem kann ich überhaupt nicht verstehen warum Frau Will nicht mal in der Diskussion eingeschritten ist. Spätestens als Frau Neugebauer ,Herrn Laschet nicht hat ausreden lassen hätte Frau Will mal einschreiten müssen. Was ist das für ein benehmen von Frau Neugebauer? Heißt es mittlerweile bei den Grünen, wer schreit und unverschämt ist hat recht und wird toll dargestellt? Außerdem finde ich das alle Umweltaktivisten mal ihre Handys etc. abgeben sollten denn dann würden sie wirklich was für die Umwelt tun. Jeder sollte mal bei sich selber anfangen.

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