Medienwissenschaftler der Universität Trier haben in einer aktuellen Untersuchung die Kommentare von Politik-Journalisten auf der Nachrichtenplattform Twitter ausgewertet. Dabei arbeiten die Wissenschaftler heraus, dass eine negative Kommentierung der Grünen komplett ausfällt. Dagegen fallen die Tweets gegen die AfD ausschließlich negativ aus. Die Forscher plädieren dafür, die Beziehungen zwischen Journalisten und Parteien näher zu untersuchen. Eine große Schweizer Tageszeitung hatte zuerst über die Ergebnisse aus Rheinland-Pfalz berichtet.
Studie: Untersuchung der Urteile von Journalisten gegenüber Parteien
Nach den Abschreibe-Vorwürfen gegen Annalena Baerbock (Die Grünen) haben die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten eine mediale Gegenoffensive gestartet. Im WDR wurde in einem Fernsehbeitrag von einer „Kampagne“ gegen die 40-Jährige gesprochen, während ein ZDF-Rechtsexperte die Vorwürfe auf Twitter zu widerlegen versuchte. Es drängt sich der nahezu der Eindruck auf, deutsche Journalisten beurteilen die Öko-Partei fast ausschließlich wohlwollend.
Eine neue Studie aus Trier, die Mitte Juni veröffentlicht wurde, bestätigt diese Vermutung. Wissenschaftler untersuchten darin unter anderem die Interaktionen auf der Nachrichtenplattform Twitter, die von Mitgliedern der Bundespressekonferenz stammen. Dabei prüften die Forscher in der vorherigen und laufenden Legislaturperiode die Mitteilungen der hauptberuflichen Politik-Journalisten in Bezug auf die großen deutschen Parteien. Die Untersuchungszeiträume bewegten sich vom 1. Januar 2016 bis zum 23. November 2016 und vom 1. März 2020 bis 15. März 2020.
„Bemerkenswert“: Grüne zu 0 Prozent negativ, AfD zu 100 Prozent
Die Autoren beschreiben ihre Erkenntnisse selbst als „bemerkenswert“. Sie kommen zum Ergebnis, dass die Grünen von den Polit-Journalisten auf der Nachrichtenplattform kaum negativ beurteilt wurden. Im ersten Untersuchungszeitraum im Jahr 2016 lag der Anteil der negativen Beurteilung bei gerade einmal 37,5 Prozent. Im zweiten Untersuchungszeitraum, gelegen zwischen Anfang März bis Mitte Mai 2020, sei kein einziges Urteil über die Grünen negativ gewesen. Selbst Linkspartei oder SPD schwanken in ihren Werten zwischen knapp 71 und 85 Prozent.
Am bemerkenswertesten zeigen sich jedoch die Ergebnisse zur Alternative für Deutschland. Die größte Oppositionspartei in Deutschland wurde in beiden Untersuchungseiträumen ausschließlich negativ beurteilt (100 Prozent). Nach den Ergebnissen der Forscher gibt es keinen einzigen Twitterbeitrag, der sich positiv mit der Partei auseinandersetzt. Die Ergebnisse bestätigen an dieser Stelle den von AfD-Anhängern beobachteten Umstand, die Medien würden überwiegend negativ und tendenziös über ihre Partei berichten.
Zahlen untermauen AfD-feindliche Haltung deutscher Journalisten
Zum Ende der Beschreibung ihrer Ergebnisse empfehlen die Forscher, die Beziehungen zwischen Medienschaffenden und Parteien intensiver auszuleuchten und eventuelle Diskurskoalitionen aufzudecken. Jedoch scheint in Bezug auf die AfD immer klarer, dass negative Berichterstattung mit gezielter Ausgrenzung Hand in Hand zu laufen scheint. Während auf der Medienplattform Twitter nach den vorliegenden Forschungsergebnissen ausschließlich negativ berichtet wird, werden öffentliche Diskussionsrunden mit Millionenpublikum meist ohne AfD-Vertreter ausgetragen. Verschiedene Auswertungen ergaben, dass Vertreter der Alternative mit Abstand am wenigsten in die großen Polit-Formate eingeladen werden. Auf die Medien und eine neutrale Berichterstattung wird sich die AfD im Bundestagswahlkampf also nicht verlassen können.
TM
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