Robert Habeck und Markus Söder haben dem Magazin “Der Spiegel” ein bemerkenswertes Interview gegeben. Darin sparen die schwarz-grünen Politiker nicht mit Worten der Zuneigung, Lob für die Gegenseite und einem gewagten Tiervergleich. Weshalb Markus Söder für Robert Habeck „ein Kamel“ ist und was die Wunschkoalition von Bayerns Ministerpräsident ist, erfahren Sie im hier im Artikel.
Das interessanteste politisches Angebot
Schon der erste Interviewimpuls, welcher die Frage nach einer schwarz-grünen Regierung stellt, gewährt einen eindeutigen Einblick in die Gedankenspiele Söders: Es bestände ein großer Reiz für diese Kombination, da eine „Versöhnung von Ökologie und Ökonomie“ als wichtige Frage unserer Zeit in den Blick genommen werde. Ebenso bezeichnet der CSU-Mann das Zusammenkommen von Grün und Schwarz als derzeit interessantes politisches Angebot. Habeck beginnt das Gespräch zurückhaltender und verweist auf die neue politische Situation, welche im neuen Jahr in Deutschland vorzufinden sein wird. Vielsagend beendet der Grünen-Chef seinen ersten längeren Redebeitrag: „Alles ist möglich.“
Im nachfolgenden Interview-Verlauf unterstreicht Habeck anschließend den Machtanspruch seiner Partei: „Wir kämpfen um die Eins.“ Das nächste Jahrzehnt bezeichnet der 51-Jährige als „Jahrzehnt der Entscheidungen“. Söder ergänzt daraufhin sein Gefühl, dass die Wähler Union und Grüne an den richtungsweisenden Entscheidungen der nächsten Zeit beteiligt sehen wollen. Das Jahrzehnt soll eines werden, welches Wirtschaft und Konsum strikt auf Klimaneutralität ausrichtet. Auf die anschließende Frage, ob nun die Zeit für Schwarz-Grün sei, antwortet Söder vielsagend: „Ich denke, es ist so nah dran wie noch nie.“
Habeck & Söder: Die Nummern sind schon abgespeichert
Im weiteren Gesprächsverlauf berichtet der bayrische Ministerpräsident von seiner Zeit als bayrischer Umweltminister. Beinahe stolz stellt Söder fest, dass er als erster Umweltminister in Deutschland ein Atomkraftwerk abgeschaltet habe und fordert einen nachhaltigeren Entwurf bezüglich des Klimawandels. Ebenso bezeichnet er die Pferdebilder Habecks als „interessant“ und lobt den Grünen-Chef für seinen „philosophischen Blick auf Politik“. Die Handynummern, so bestätigen die beiden Parteichefs, seien schon ausgetauscht.
Das Kamel und die Rasur
Wirklich skurril wird die gegenseitige Lobüberschüttung, als Habeck nach einem Tiernamen für Markus Söder gefragt wird. Seine Wahl des Kamels begründet der Grünen-Politiker mit der Kondition, dem Durchhaltewillen des Tiers und der Last, welche ein Kamel trage. Im späteren Interviewverlauf sinnieren die beiden noch über ihre protestantischen Elternhäuser und ihre Journalisten- und Schriftstellerfähigkeiten. Als die politischen Busenfreunde dann noch über ihre Rasuren parlieren, ist ein Ende des Gespräches zum Glück in Sichtweite.
Als das Interview zwischenzeitlich in die inhaltliche Richtung schwenkt, kommen die Corona-Werte aus Bayern ins Gespräch geführt. Söder verteidigt seine schlechte Bilanz mit der Grenznähe seines Bundeslandes und der Mobilität der Pendler. Lösungen präsentiert der bayrische Landeschef keine.
Das romantische Doppelinterview
Das Gespräch zwischen Robert Habeck und Markus Söder erinnert an einen schlechten Sonntagabendfilm im ZDF, bei welchem zwei abweisende Charaktere ihre Liebe entdecken und sich anschließend romantisch in die Arme fallen. Leider kann das schnulzige Programm nicht einfach mit der Fernbedienung umgeschaltet werden, sondern droht real als neue Regierungskoalition in Berlin ab nächstem Jahr. Allein das Fremdschäm-Interview der frisch Verliebten sollte jedem Wähler eine Warnung sein. Wer im kommenden Jahr schwarz wählt, wird schwarz-grün bekommen. Mit Kamelvergleichen inklusive.
TM
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