Prof. Dr. med. Hans Theiss (CSU) rechnet mit Söder-Politik ab

Markus Söder ist der Corona-Scharfmacher der Nation. Keine Maßnahme scheint dem 53-Jährigen weitreichend genug zu sein, kein Verbot ausgeschlossen. Da dem bayrischen Ministerpräsidenten die Fallzahlen in seinem Bundesland zu hoch sind, verkündete dieser auf einer Pressekonferenz am Sonntagabend den Katastrophenfall. Darüber hinaus sollen ab dem 9. Dezember 2020 im Freistaat Bayern strengere Corona-Maßnahmen gelten, darunter Ausgangsbeschränkungen, Alkoholverbote und strengere Regeln über die Feiertage.

Der Ärger über die neuen, unverhältnismäßigen Regeln und den harten Bayern-Lockdown entlädt sich gerade im Netz – und in Söders eigener Partei. Der Münchener Stadtrat und Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie sowie internistische Intensivmedizin, Prof. Dr. med. Hans Theiss, greift Söder in einem auf Facebook veröffentlichten offenen Brief hart an und nennt konkret fünf Thesen, in welchen er mit der Corona-Politik des bayrischen Regierungschefs abrechnet.

„Was zu viel ist, ist zu viel.“ Fünf Hauptkritikpunkte von Hans Theiss

Der auf Facebook schon über 1000 Mal geteilte Beitrag beginnt emotional und vielsagend: Aus „parteiinterner Loyalität“ habe Theiss bisher geschwiegen, jedoch sei „zu viel“ irgendwann „zu viel“. Schnell wird der Münchener Facharzt konkret: Er habe Respekt für das Amt und die Person. Gefordert sei im Kampf gegen Corona „weniger Herrenchiemsee und mehr Ehrlichkeit“. Ebenso fehle die politische Treffsicherheit.

Prof. Dr. med. Theiss beklagt die fehlenden und nicht ausreichenden Sicherheits- und Testkonzepte in Altenheimen. Dabei seien die Infektionswellen in den Anstalten die Haupttreiber der Covid-Mortalität. Das zweimalige Testen von Mitarbeitern in der Woche bezeichnet der Münchener als viel zu wenig.

Im folgenden Punkt wird auf die mangelnde Bemühung der Landesregierung hingedeutet, Intensivpflegekräfte zu organisieren. Der Facharzt verweist auf zusätzliche Investitionen und Umschulungen. Es seien schlicht zu wenige Kräfte vorhanden.

Mit spürbarer Fassungslosigkeit leitet Prof. Dr. med. Theiss in seinen dritten Kritikpunkt über. Dass 75 Prozent der Infektionsketten nicht nachvollziehbar seien, beantwortet er salopp: „wie bitte?“ Eine rechtzeitige Differenzierung der Warn-App und eine verbesserte sowie effektivere Ausstattung der Gesundheitsämter hätte diesen Fall verhindern können, so Theiss.

„Weit über das Ziel“ hinausgeschossen sei Söder hinsichtlich der Weihnachtszeit. Nun einsame und alleinstehende Bürger ebenso wie Familien weiter zu isolieren, hält der Facharzt schlicht für herz- und einfallslos.

Zuletzt plagt Prof. Dr. med. Theiss der Eindruck, dass „mehr Menschen durch als an Corona sterben.“ Fehlende öffentliche Kampagnen für Herzinfarkt- und Krebspatienten spricht der Facharzt ebenso an wie die „Angstmacherei“, welche für verspätete ärztliche Behandlungen in Krankenhäusern sorgen würden.

Lockdowns nicht ausreichend!

Den Konsequenzen für seinen Beitrag scheint sich Prof. Dr. med. Theiss bewusst zu sein. Vielsagend beendet der Facharzt seinen emotionalen Beitrag: „Ja, ich mag mich gerade parteiintern um Kopf und Kragen reden“. Jedoch müsse die Corona Politik „besser, differenzierter und einfallsreicher werden.“ Bloße Lockdowns seien nicht ausreichend.

Nicht die erste Kritik an Söders Corona-Politik

Dem Corona-Scharfmacher Markus Söder wird erneut vor Augen geführt, dass seine aus politischem Aktionismus ausgeführten Handlungen fehlerhaft und nicht zielführend sind. Schon vor wenigen Wochen wandte sich Dr. med. Friedrich Pürner, Epidemiologe und Leiter eines bayrischen Gesundheitsamts, mit drastischen Worten an die Landesregierung – und wurde später strafversetzt. Wie es wohl mit Prof. Dr. med. Theiss weitergeht? Im Söder-Staat scheint Kritik nicht erwünscht zu sein.

TM