“Praktisch nutzlos” – Corona-Warn-App wird zum Reinfall

“Praktisch nutzlos” – Corona-Warn-App wird zum Reinfall

Sie sollte das Instrument zur Bekämpfung des Corona-Virus werden.

Noch im Frühsommer hatten Kanzleramtschef Helge Braun (CDU), Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geradezu ein Loblied auf das „wichtige Werkzeug bei der Eindämmung der Pandemie“ gesungen: Es sei nicht die erste Corona, aber „die Beste“. Die App sei „ein Meilenstein in der Corona-Bekämpfung“. Ende September schwärmte Jens Spahn, „die App sei eine der erfolgreichsten weltweit”. Mit ihren 18,4 Millionen Downloads sei sie auch europaweiter Vorreiter.

Wenige Monate später scheint die Corona-Warn-App komplett gescheitert. Nach Medienberichten landen knapp 90 Prozent der Infizierten-Fälle überhaupt gar nicht im überteuerten Prestigeobjekt, zu einer Kontakt-Nachverfolgung trägt die App kaum bei. Trotz mittlerweile 26,4 Millionen Downloads.

Corona-Warn-App: 69 Millionen Euro – Hohe Kosten, kaum Nutzen

Nach Aussagen des Bundesgesundheitsministeriums haben über 300.000 Menschen ihre Infizierung mit dem Virus in der App angegeben. Was zunächst viel klingt, erweist sich als Flop: Bei 2,6 Millionen Corona-Fällen sind bisher gerade etwas über 11 Prozent aller Infektionen gemeldet worden.

Zwei Hauptgründe sprechen dafür, dass die anfangs hoch angepriesene App kaum über Fälle informiert: Erstens muss jeder Infizierte selbstständig seinen Test in die App laden. Zweitens müssen auch die Labore ihre Ergebnisse in das System übermitteln. Beides geschieht offensichtlich nicht. Viele Testergebnisse werden der App schlicht nicht gemeldet.

Laut Bundesgesundheitsamts seien 10,6 Millionen Testergebnisse über die Corona-Warn-App übermittelt worden, dem Robert Koch-Institut bis Mitte März jedoch fast 49 Millionen. Somit wurden gerade einmal 21,6 Prozent aller Ergebnisse von den Laboren in die App geladen, wonach die positiv Getesteten eine Entscheidung darüber treffen konnten, ob ihre Daten weiter genutzt werden dürfen. Eine weitere bürokratische Hürde. Die Kosten sind schlicht zu hoch, der Vorgang zu kompliziert. Die Labore informieren die Getesteten lieber über andere Wege.

Ein wichtiger Baustein bei der Corona-Bekämpfung ist die App also offensichtlich nicht. Die Gesamtkosten für die Entwicklung werden bislang vom Bundesfinanzministerium auf knapp 69 Millionen Euro taxiert. Diese Summe könnte noch steigen, da das Bundesgesundheitsministerium unlängst ankündigte, die App weiterentwickeln zu wollen.

Viel Geld für einen Hoffnungsträger, über den niemand mehr spricht und der nicht wirklich nutzt.

TM

“Praktisch nutzlos” – Corona-Warn-App wird zum Reinfall Zuletzt aktualisiert: 30.03.2021 von Team Münzenmaier