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Politischer Aschermittwoch: Durchhalteparolen von Markus Söder

Schon seit vielen Jahren ist der politische Aschermittwoch in Bayern ein besonders wichtiges Ereignis. Zu Beginn der Fastenzeit werden von den Politgrößen der Republik bei reichlich Bier und klatschwilligem Publikum Seitenhiebe an die Mitbewerber ausgeteilt und bierzelttaugliche Sprüche zum Besten gegeben. Allen voran in Wahljahren fahren die Parteien ihr prominentestes Personal auf und versuchen, mit ihren Vergleichen und Sprüchen in überregionalen Zeitungen zu landen.

In diesem Jahr wurden die Parteiveranstaltungen zum Faschingsende überwiegend digital abgehalten, da das Zusammenkommen von mehreren Tausend Menschen in Zeiten von Corona schwer realisierbar ist. Auch die CSU mit dem bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder wählte den digitalen Weg, bot den Bürgern aber immerhin das Fanpaket „Dahoam“ an. Für “nur” 19,90 Euro konnten sich CSU-vernarrte Bayern unter anderem eine Fahne, eine Fan-Tröte sowie zwei Flaschen Bier sichern und sich so das Aschermittwochsgefühl nach Hause holen. Bei einem kurzen Blick in die Box scheint zumindest fragwürdig, ob der Wareneinsatz wirklich den knapp 20 Euro entspricht, die die bayrische Regierungspartei den CSU-Fans abknöpfte.

Screenshot “CSU-Fan-Shop” – Fan-Paket Politischer Aschermittwoch “Dahoam”

Nach einem Grußwort des neuen CDU-Vorsitzenden Armin Laschet agierte der bayrische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) als Hauptredner der Veranstaltung in Passau. Der Auftritt des 54-Jährigen erinnerte dabei nicht an eine klassische Aschermittwochsrede, sondern eher an einen Märchenonkel, der mit seiner beruhigenden Stimme Kinder in den Schlaf wiegen möchte. Auch mit verbalen Attacken sparte Söder zum Anfang, wohl aufgrund des großen Redeanteils von Selbstlob für seine eigene Partei. Einzig bei der AfD zielte der Franke weit unter die Gürtellinie.

Durchhalteparolen von Markus Söder zum politischen Aschermittwoch

Nachdem der bayrische Ministerpräsident auf die Ernsthaftigkeit der Veranstaltung verwies und kurz in Erinnerungen an Franz Josef Strauß schwelgte, folgte die Überleitung zum alles beherrschenden Thema seiner Rede.

„Wir werden die Prüfung Corona überwinden!“, „Alles Jammern hilft nichts!“, „Ein Berg, egal wie hoch er ist, muss bestiegen werden!“.

An Durchhalteparolen mangelt es in der Rede Söders schon zum Anfang nicht. Klar weist der Jurist eine Verantwortung für den derzeitigen Zustand des Landes von sich: „Alle Maßnahmen, die wir getroffen haben, waren richtig!“

Zwar äußert der CSU-Politiker sein Mitgefühl an Unternehmer und die Leidtragenden des Homeschooling-Konzepts. Doch stellt er mit einem Blick auf die anderen europäischen Länder fest: „Jedes andere Konzepte ist gescheitert.“

Söder nutzt seine Plattform anschließend, um auf die Todesfälle des Virus zu verweisen. Ihn störe die Gleichgültigkeit der Bevölkerung, während er selbst jeden Toten als Stich ins Herz wahrnehme.

Die Schuld für den katastrophalen Zustand des Landes sucht Söder bei anderen. Für die Wirtschaftshilfen sei der Bund zuständig, für das Impfen die EU. Böse Fake News würden überall lauern, ebenso Hass und Hetze. Einen bitterbösen Gruß sendet Söder nach Tirol, wo die politischen Verantwortungsträger das Skifahren sicherer als Gottesdienste eingestuft hätten. Nach Söder eine Fehleinschätzung.

Mit Verweisen auf seinen christlichen Glauben spart der Nürnberger ebenso wenig wie mit Lob für sich und die Partei. Untermalt wird das alles von einem älteren Herrn, der im Hintergrund auf einem Bildschirm zu sehen ist und ein Schild mit der Aufschrift: „Markus + CSU = glückliches Bayern“ spazieren trägt. Bei aller Lobpreisung werden die CSU-Anhänger ihrem Markus wohl auch verzeihen, dass er laut eigener Aussage nur Cola-Light und kein Weißbier aus seinem Krug zu sich nahm.

Screenshot CSU – Politischer Aschermittwoch

Zu drängenden Fragen der Öffnungsperspektiven und des Lockdown-Endes bleibt Söder zahm. Es brauche eine Basis der Vernunft und eine kluge Strategie, so der Ministerpräsident. Er wolle lieber seriös und fachlich arbeiten und keine Hoffnungen enttäuschen, erklärt der 54-Jährige. Auch juristisch fragwürdige Entscheidungen wie die in der Vergangenheit geltende Ausgangssperre wiegelt der Landesvater ab. Schließlich habe es 98 Prozent positive Gerichtsverfahren für den Freistaat gegeben.

Zwischen Mordor und charmanten Grünen

Die typische Abrechnung mit den anderen Parteien hält Söder vergleichsweise kurz. Die CSU setze in Zukunft auf Freiheiten und Digitalisierung, die SPD sei hingegen das Schalke 04 der Politik. Die Grünen bezeichnet der Länder-Chef als „charmant“, aber mit ihrem derzeitigen Programm für nicht koalitionsfähig. Die FDP sieht er als seriösen Partner, deren stellvertretenden Parteivorsitzenden Wolfgang Kubicki eher weniger. Einzig bei der AfD spart Söder nicht mit Polemik: Die Partei sei „ein Angriff auf Deutschland“, der Pakt mit Verschwörern in der Oppositionspartei beschlossen. Sie begehe einen Angriff auf die Demokratie im Stil der 1930er Jahre und fühle sich in Mordor, dem Ort des Bösen in der erfolgreichen Filmreihe „Herr der Ringe“, am wohlsten.

Der digitale, wahrscheinlich voraufgezeichnete Applaus der Zuseher fällt laut aus, wohl wegen des abschließenden „Gott schütze Sie“-Grußwortes im Stil eines Bischoffs zur Weihnachtspredigt. Vielleicht aber auch einfach wegen dem fähigen Passauer Tontechniker.

TM

Politischer Aschermittwoch: Durchhalteparolen von Markus Söder Zuletzt aktualisiert: 17.02.2021 von Team Münzenmaier
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