Auf der Kurznachrichtenplattform Twitter ist ein Hashtag seit mehreren Tagen dauerhaft auf den ersten Seiten zu finden: #LaschetvsSöder.
Der Kampf um den Platz des Kanzlerkandidaten der Union beherrscht die Medienwelt und wird so öffentlich ausgetragen wie noch nie. Verbände und Gremien positionieren sich, in den Zeitungen und Fernsehformaten sprechen sich bekannte Politgrößen für oder gegen einen potenziellen Kandidaten aus. Gestern Nacht steuerte der politische Kampf auf sein Ende zu. Die Medien überschlugen sich mit Spekulationen, mehrere Fotografen und Journalisten fanden sich im Regierungsviertel in Berlin-Mitte ein und verharrten gespannt in der Nacht.
Gegen 1.30 Uhr dann die Meldung: Keine Einigung und keine Lösung. Was zurückbleibt, ist das Bild zerstrittener Schwesterparteien, die sich weiter öffentlich selbst zerlegen.
Showdown in Berlin – aber keine Lösung
Am Nachmittag dachten wohl viele Unionsanhänger, dass der interne Machtkampf um die Kanzlerkandidatur endlich ein Ende haben könnte. Nach Presseberichten war der bayrische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in einen Learjet gestiegen, der ihn von Nürnberg nach Berlin brachte. Die eigene, restriktive Corona-Politik mit nächtlichen Ausgangssperren und so wenig Mobilität der Bürger wie möglich scheint für den Landesvater selbst offensichtlich nicht zu gelten.
Nur wenige Stunden später trafen die ersten Bilder aus dem Regierungsviertel ein, die auch CDU-Chef Armin Laschet zeigten.
Würden sich die beiden machthungrigen Spitzenfunktionäre endlich einigen können?
Die Besprechung, an der unter anderem auch Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU), CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak und CSU-Generalsekretär Markus Blume teilgenommen haben sollen, dauerte bis tief in die Nacht.
Am Ende folgte ein ernüchterndes Ergebnis: Beide Kandidaten halten an ihrer Kandidatur fest und wollen nicht zurückziehen.
Geteiltes Stimmungsbild, Tendenz für Söder
Ein Ende des Machtkampfes in der Union scheint nicht in Sicht. Während das CDU-Präsidium und der Bundesvorstand klar für einen Kanzlerkandidaten Armin Laschet plädieren, stehen die Junge Union, große Teile der Bundestagsfraktion und die gesamte CSU hinter Markus Söder. Allen voran für Laschet gibt es viel zu verlieren. Eine Niederlage im Kampf um die Kanzlerkandidatur gegen die kleine Schwesterpartei könnte das Aus für ihn als CDU-Bundesvorsitzenden bedeuten. Mittlerweile scheint sogar eine Kampfabstimmung in der Bundestagsfraktion möglich, die die Fraktionsspitze in jedem Fall verhindern wollte.
Am Nachmittag möchte Markus Söder in München eine Pressekonferenz geben. Dass der Franke seine Kandidatur zurückzieht, gilt aber als unwahrscheinlich. Jedoch soll es in dieser Woche eine Entscheidung in der K-Frage der Union geben. Laut Pressestimmen wächst der Unmut der Basis über die Hängepartei zwischen den Parteien mit jedem weiteren Tag.
TM
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