Die Straßen sind leerer, Lokalitäten geschlossen, in vielen Betrieben brennt seit heute Morgen kein Licht mehr.
Der Lockdown ist da, welcher von der Bundesregierung und den verantwortlichen Ministerpräsidenten als Lightversion oder Wellenbrecher verharmlost wurde. Für zahlreiche Unternehmen und ihre Arbeiter könnten die Zwangsschließungen, verordnet vom Merkel-Minister-Hinterzimmerstammtisch aus Berlin, das Aus bedeuten. Begründet werden die pauschalen Verbote mit der Unkontrollierbarkeit des Infektionsgeschehens und den steigenden Corona-Fällen, welche täglich vom Robert-Koch-Institut gemeldet werden.
Auch in Bayern, wo der im Stil eines Volkstribuns auftretende Markus Söder in Kanzlerträumen schwelgend die Zügel immer etwas härter anzieht, beginnen seit heute die verordneten Einschränkungen. In der vergangenen Woche wurden die Menschen im Freistaat auf diese Restriktionen vorbereitet. Auf Pressekonferenzen informierten die CSU-Gesundheitsministerin Melanie Huml und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger die Bürger unter anderem über die steigende Anzahl von Menschen, welche in Krankenhäusern auf Beatmung angewiesen sind. Das Freie-Wähler-Mitglied Aiwanger begründete mit den erhobenen Zahlen unter anderem seine Unterstützung für den Lockdown in Bayern.
Jetzt kommt raus: Die Zahlen, welche die bayrische Staatsregierung an die Bürger herantrug, stimmen scheinbar nicht. Ein Blick in die Statistik der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (kurz DIVI) zeigt, dass in etwa nur halb so viele Menschen beatmet wurden, wie von CSU und Freien Wählern angegeben. Auch eine Veröffentlichung der Bayrischen Krankenhausgesellschaft stellte sich im Nachhinein als falsch heraus.
Die Zahlen der Beatmeten: Minister vs. DIVI
Die schon durch einige Pannen aufgefallene Gesundheitsministerin Huml berichtete vergangenen Dienstag vor versammelter Presse von 114 Menschen, welche in bayrischen Intensivbetten Beatmung erhalten würden. Zwei Tage später verkündete Aiwanger die Zahl von 151 beatmeten Corona-Patienten.
Die Zahlen der DIVI sprechen eine ganz andere Sprache. Nach Aussage der Vereinigung für Intensivmedizin wurden am vergangenen Dienstag 55 Patienten mit zusätzlicher Atmung versorgt, zwei Tage später 71. Diese Zahlen entsprechen nicht einmal der Hälfte der Angaben der zuständigen Minister. Auch eine Unterbehörde des Ministeriums für Gesundheit verweist nach einer Presseanfrage auf die DIVI-Zahlen. Ebenso schätzt Michael Irlbeck, Oberarzt eines Klinikums aus Bayern, die Angaben der Vereinigung als wahrscheinlicher ein.
Fehlinterpretation, Panne oder Kalkül?
Recherchearbeiten ergaben, dass sich Huml und Aiwanger wahrscheinlich an den Zahlen des Systems IVENA orientiert haben. Dieses gibt zwar die Anzahl der „Intensive Care Unit“-Betten wieder, fragt jedoch im Gegensatz zu DIVI nicht ab, ob die Patienten darin tatsächlich zusätzlich beatmet werden. Auch Stichproben von Medienvertretern in einzelnen Kliniken bestätigen den Verdacht: Lange nicht alle Patienten in sog. ICU-Betten werden auch tatsächlich beatmet. Die Technik steht zwar zur Verfügung, muss aber nicht zwangsläufig eingesetzt werden.
Auf eine Medienanfrage antwortete die sichtlich überforderte CSU-Ministerin, dass es eine ernste Entwicklung gebe. Diese sei unabhängig davon, ob einige der Patienten zum Zeitpunkt der Erhebung nicht beatmet worden seien. Warum dann genau mit diesen Zahlen argumentiert wurde, bleibt offen.
Was sagt der Corona-Volkstribun Markus Söder?
Bis zum jetzigen Zeitpunkt existiert noch kein Statement von Markus Söder zum wiederholten Fehler im ihm unterstellten Ministerium. Es erinnert an Methoden aus totalitären Systemen, wenn die bayrische Staatsregierung weitere Einschränkungen der Bürger mit falschen Zahlen rechtfertigt. Es drängt sich die Frage auf, ob auch in weiteren Fällen mit falschen Zahlen argumentiert wurde, um die Freiheitsrechte der Bürger weiter zu beschneiden.
TM
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