Bericht des stellvertretenden Landesvorsitzenden der AfD-Rheinland-Pfalz und Unternehmers Bernd Schattner über die aktuelle Situation eines Mittelständlers.
Als Unternehmer führe ich seit Jahren erfolgreich ein Küchenstudio. Letztes Jahr habe ich investiert, für über eine halbe Million Euro einen zweiten Laden gekauft, ausgebaut, mit Musterküchen bestückt und zwei neue Mitarbeiter eingestellt. Damit sind dann die finanziellen Reserven aber auch ziemlich aufgebraucht.
Aus fixen Verpflichtungen fallen jeden Monat rund 30.000 Euro Kosten an, egal ob Umsatz generiert wird, oder eben auch nicht. Mietzahlungen sind fällig (Was nützt eine dreimonatige Stundung, wenn dann alles nachgezahlt werden muss?). Tilgung für Investitionen in die Ausstellung, Werbung wird lange im Voraus gebucht und muss gezahlt werden, auch wenn diese momentan nichts nutzt. Betriebskosten laufen weiter, Versicherungen, Leasingzahlungen, all das bleibt bestehen.
Aber es gibt ja Hilfe vom Staat, so haben es uns Politiker aus Bund und Land versprochen.
Das Problem dabei stellte sich aber recht schnell bei der Beantragung heraus.
Die Soforthilfe von bis zu 15.000,00 Euro fällt schon mal weg. Es ist noch genügend Geld auf dem Konto. Das sind allerdings größtenteils Anzahlungen vom Kunden, auch die bereits ausgelieferte Ware muss ja erst im Nachgang bezahlt werden. Aber egal, Geld ist noch da, ergo schon mal keine Soforthilfe. Allein für diese „unbürokratische“ Hilfe hat mir mein Steuerbüro einen Antrag, incl. Ausfüllanleitung von 36 Seiten zugeschickt.
Also ran an die Darlehen. Hier lauert schon wieder das nächste Problem.
Die Landesbank übernimmt nur 70 bis 90 % des Kreditausfallrisikos. Mit dem Rest geht die Bank in Eigenhaftung. Gerade jetzt, wo reihenweise aufgrund der Krise Darlehen auszufallen drohen, soll die Bank also weitere Risiken übernehmen? Vor allem lauern in der Beantragung die Fallstricke. Darlehen gibt es nur bei einem positiven Geschäftsausblick und einem Geschäftsplan der plausibel erklärt wie die Mittel zurückgezahlt werden sollen. Wie soll aber dieser Geschäftsplan aussehen? Statt rund 300.00 Euro Monatsumsatz wird aktuell nichts verkauft. Wie lange das so weitergehen wird weiß niemand. Wie soll ich in solch einem Fall einen positiven Geschäftsplan aufstellen?
Auch mit den Möglichkeiten, die einem zur Verfügung stehen, kommt man aktuell nicht wirklich weiter. Aufgrund der Schließung der beiden Läden habe ich für meine Mitarbeiter bereits vor 14 Tagen Kurzarbeitergeld beantragt. Laut meiner Steuerberaterin benötige ich dafür dann wiederum eine Bestätigung des Arbeitsamtes. Diese liegt bis heute nicht vor. Unsere Regierung bittet die Arbeitgeber darum, möglichst das Kurzarbeitergeld auf 100% aufzustocken. Habe ich eigentlich, zumindest aktuell, auch vor. Allerdings fehlt auch hier, wiederum laut Steuerberaterin, die rechtliche Voraussetzung. Wie ich also meine Mitarbeiter unterstützen kann, steht auch noch in den Sternen. Wie diese dauerhaft mit rund 30% weniger Geld auskommen sollen, erschließt sich mir nicht.
In meinem Gewerbe, auf einen Onlinevertrieb umzustellen, ist faktisch nicht möglich. Einbauküchen wollen die Kunden sehen, anfassen, sich Fronten, Arbeitsplatten, usw. anschauen und vor Ort aussuchen. Alles aktuell nicht möglich. Wie lange diese Situation noch anhält kann heute noch niemand seriös voraussagen.
Es bleibt einmal mehr der Eindruck zurück, dass unsere Regierung viel verspricht, Aktionismus verbreitet, angeblich Milliarden für die Rettung von Unternehmen bereitstellt, aber an der faktischen Umsetzung für die Unternehmer vor Ort kläglich scheitert.
Bernd Schattner, stellv. Landesvorsitzender in Rheinland-Pfalz und (noch) Unternehmer
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