An allen Schulen! Bildungsministerin will Maskenpflicht im Unterricht

An allen Schulen! Bildungsministerin will Maskenpflicht im Unterricht

Im März 2018 hat Bundeskanzlerin Angela Merkel mit einer überraschenden Personalentscheidung für Aufsehen gesorgt. Die Diplom-Kauffrau Anja Karliczek wurde zur Bundesministerin für Bildung und Forschung ernannt und schien über die Beförderung selbst überrascht. Da sie sich in ihrer politischen Karriere vornehmlich mit finanzpolitischen Fragen beschäftigt hatte und nicht aus dem Bildungsbereich komme, wollte sie „die richtigen Fragen“ stellen.

Zweieinhalb Jahre und mehrere fragwürdige Entscheidungen später hat die CDU-Bildungsministerin wieder für Aufsehen gesorgt. In einem Interview hat Karliczek die Maskenpflicht für alle Schüler befürwortet. Auch die jüngsten Lernenden in der Grundschule sollen den Mund-Nasen-Schutz nach dem Willen der Christdemokratin dauerhaft im Unterricht tragen. Damit agiert die 49-Jährige gegen die Empfehlungen einzelner Gewerkschaften und Schülervertretern.

Maske – immer und überall in den Schulen

Karliczek begründete ihre Forderung mit den derzeitig hohen Infektionszahlen, welche täglich vom Robert-Koch-Institut vermeldet werden. Die allgemeine Maskenpflicht während des Schulunterrichts halte sie für zumutbar, ebenso das Tragen dickerer Kleidung.

Die Bildungsministerin gab zwar zu, dass das Maskentragen den ganzen Tag über „lästig“ sei. Der Mund-Nasen-Schutz sei jedoch für die Ermöglichung des Unterrichts das effektivste Mittel, so Karliczek. Darüber hinaus äußerte die Christdemokratin den Gedanken, den Unterricht in Pfarrzentren oder Museen zu verlegen, da dort die Einhaltung von Abstandsregeln gewährleistet sei.

Gewerkschaft und Schülersprecher anderer Meinung

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, welche knapp 280.000 Frauen und Männer aus dem pädagogischen und wissenschaftlichen Bereich vertritt, sieht eine Maskenpflicht an Grundschulen sehr kritisch. Da Kinder aus emotionalen Gründen auch auf die Mimik im Unterricht angewiesen seien, sei eine Maskenpflicht in diesen Altersstufen „pädagogisch sehr problematisch“.

Der Vorsitzende des baden-württembergischen Schülerbeirats, David Jung, sprach sich in einem Interview mit der Welt ebenfalls gegen eine Maskenpflicht aus. Laut Jung hindere die Maske die Schüler, optimal zu lernen. Ein psychologischer Effekt sei durchaus vorhanden, ebenso eine beeinträchtigte Kommunikation. Der Schülerbeirat schlage andere Schutzmaßnahmen vor, beispielsweise Raumluftfilter und Fernunterricht.

Ideen aus dem Elfenbeinturm

Anja Karliczek zeigt mit ihrem Vorschlag der allgemeinen Maskenpflicht wiederholt, dass sie mit dem Thema Schule und Unterricht als Fachfremde überhaupt nicht vertraut ist. Negative psychologische Effekte verdrängt sie in ihrer Argumentation komplett, die Vorschläge der Schüler ignoriert sie offensichtlich. Die Bundesbildungsministerin scheint mit ihrer pauschalisierten Forderung komplett an der Realität vorbei zu zielen. Bildungsbehörden aus einzelnen Bundesländern ließen schon verlauten, dass eine Ausweitung der Maskenpflicht nicht geplant sei. Somit stellen sich diese explizit gegen die Pläne der CDU-Frau.

Es wäre wünschenswert, wenn der nächste Bildungsminister in seinem Leben zumindest selbst einmal unterrichtet hat oder wenigstens regelmäßig im Austausch mit Schulvertretern steht. Dann blieben den Schülern realitätsfremde Vorschläge wie von Diplom-Kauffrau Karliczek erspart.

TM

An allen Schulen! Bildungsministerin will Maskenpflicht im Unterricht Zuletzt aktualisiert: 11.11.2020 von Team Münzenmaier