119 fragwürdige Passagen! Aberkennung von Giffeys Doktortitel?

119 fragwürdige Passagen! Aberkennung von Giffeys Doktortitel?

Im Jahr 2010 wurde Franziska Giffey an der Freien Universität Berlin für ihre Dissertation „Europas Weg zum Bürger – Die Politik der Europäischen Kommission zur Beteiligung der Zivilgesellschaft“ zur Doktorin der Politikwissenschaft ernannt. Seitdem sah sich die Bundesfamilienministerin mehrmals dem Vorwurf ausgesetzt, bei ihrer Arbeit betrogen zu haben. Im Oktober 2019 rügte die Universität die Arbeit Giffeys, entzog aber nicht den erworbenen Titel. So konnte sich die Sozialdemokratin in ihrem Lebenslauf weiter mit dem Doktortitel schmücken. Bis jetzt.

Knapp ein Jahr später hat die Freie Universität ein Gutachten anfertigen lassen, welches das dramatische Ausmaß der Giffeyschen Täuschungen dokumentiert. Studenten haben aufgrund der gravierenden Funde den Entzug des Doktortitels gefordert und sich entrüstet über Giffeys Sonderbehandlung durch die Universität gezeigt. Zudem wird die Berliner Lehranstalt für die Vergabepraxis der Rüge kritisiert, existierte diese Form der Sanktionierung bisher nicht. Trotz der spürbaren Bevorzugung von Seiten der Universität wird die Luft für die Familienministerin im Kampf um ihre Doktorarbeit zunehmend dünner.

Mindestens 27 Plagiate – 119 fragwürdige Passagen

Das an die Öffentlichkeit gelangte 13-seitige Gutachten der Freien Universität hat eine neue Dimension des Schummelns der SPD-Ministerin dokumentiert. Auf den 205 Seiten, welche Giffey 2010 einreichte, sollen mindestens 27 Plagiate zu finden sein. Insgesamt seien sogar 119 Passagen zu beanstanden. In den konkret analysierten Plagiaten soll die Sozialdemokratin teilweise komplette Sätze aus anderen Arbeiten übernommen haben, ohne eine Quelle zu nennen. Im Gutachten ist eindeutig benannt, dass der Tatbestand einer objektiven Täuschung aufgrund dieser wissenschaftlichen Mängel erfüllt sei.

Politisches Kalkül der Universität?

Die Ergebnisse der Untersuchung wurden nicht von der Universität selbst, sondern vom Studierendenausschuss AStA veröffentlicht. Eine der Referentinnen zeigte sich empört darüber, dass Giffey ihren Titel weiterhin behalten dürfe, während Studenten bei wenigen Zitierfehlern durch Prüfungen fallen. Vermutet wird hinter der Abwehrhaltung und großen Geduld der Universität politisches Kalkül. Giffey hat aussichtsreiche Chancen, im nächsten Jahr einen Sitz im Berliner Senat zu ergattern.

Unausweichliche Aberkennung?

Die neuesten Erkenntnisse zur Doktorarbeit von Franziska Giffey sind erschreckend. Zum einen, weil eine ranghohe Ministerin schamlos mehrere Stellen fremden Wissens einfach in ihre Arbeit übernommen hat, ohne den Urheber zu kennzeichnen. Zum anderen, weil die Freie Universität eine Sonderbehandlung für eine politische Kraft anstellt und in einer unvergleichlichen Weise mit zweierlei Maß misst. Andere Doktoren mussten für weit weniger Fehler und Plagiatsvorwürfe ihre Titel ablegen. Giffey hätte dies schon längt tun müssen. Noch schützt sie ihr rotes Parteibuch vor weitreichenden Konsequenzen, welche jedoch zwingend folgen sollten. Denn die Wissenschaft unterscheidet nicht zwischen Politiker und Normalsterblichem. Sie unterscheidet nur zwischen sauberer Zitation oder einer glatten Täuschung.

TM

119 fragwürdige Passagen! Aberkennung von Giffeys Doktortitel? Zuletzt aktualisiert: 06.10.2020 von Team Münzenmaier